Hier ist es schön!

Wochenende im November in der Provinz

„Hier ist es schön.“ – der Spruch von Lieberose begleitet mich, während ich die Straßen entlanggehe. Alte Fassaden, leere Fenster, und dazwischen das Grün, das sich seinen Raum nimmt. Es ist keine aufdringliche Schönheit, keine, die nach Aufmerksamkeit ruft. Lieberose lädt ein, hinzuschauen, genauer zu fühlen. Die Pflastersteine knirschen unter meinen Schritten, die Welt wird langsamer. Ich frage mich: Was macht einen Ort schön? Die Natur? Die Ruhe? Oder die Geschichten, die in jeder Ecke leise nachklingen?

Das Leben hat hier einen anderen Rhythmus, einen anderen Atem. So ist die Kunst in der Provinz kein greller Spot, sondern ein stiller Dialog mit der Umgebung. Sie wächst aus dem Boden, wie die Pflanzen, die mich umgeben. Jede Form, jede Linie scheint aus der Zeit zu fließen, aus einer Welt, die nicht ständig nach Neuem schreit. Kunst in der Provinz ist biologisch – sie wurzelt tief, formt Verbindungen, saugt die Geschichten der Orte auf. Und gleichzeitig bringt sie Bewegung hinein: ein neues Narrativ, Fragen über Identität, Natur und Zukunft.

Jetzt sitze ich in meinem Garten und lasse die Gedanken ziehen. Vielleicht ist es genau das, was Provinz und Kunst füreinander bedeuten: Einander Raum geben. Die Kunst bringt neue Energie, vielleicht auch etwas Unruhe – ein Experiment, ein Gespräch. Und die Provinz gibt der Kunst einen Boden, den die Stadt oft nicht mehr hat. Hier, in dieser Wechselwirkung, entsteht ein Moment von Harmonie, von Balance zwischen Tradition und Innovation. Genau hier, denke ich, liegt die wahre Schönheit: in der Symbiose, im Wachsen.

Es ist sehr kalt heute. Aber sonnig. Und schön.

Hier ist es schön.